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Ulrich O. H. Frieling am 22.03.2007

Schleim als krankhafter energetischer Faktor

Warum die Chinesen neben dem sichtbaren Schleim auch noch alle denkbaren stofflichen Ablagerungen Schleim nennen erschließt sich dem westlichen Menschen nicht so ohne weiteres. Da sollen also Myome, Lipome und Schildrüsenknoten Schleim sein. Bei übermässigen Schuppen, abnormen Hornhautverdickungen und zu reichlichen Fettansammlungen mutet es auch seltsam an, dies als Schleim zu bezeichnen. Eiter ist auch Schleim , das versteht man ja noch. Daß aber Gallen- und Nierensteine sowie arteriosklerotische Ablagerungen Schleim genannt werden, macht diesen Begriff zu einem recht universalen Behältnis für allerlei Unerfreuliches im menschlichen Körper.

Aber nicht genug. Es gibt auch noch unsichtbaren Schleim, der ohne lokalisierbare stoffliche Ablagerungen Funktionsstörungen erzeugt wie Schwunglosigkeit, Kopfschmerzen, Herzbeklemmung oder Völlegefühl, um nur ein paar Beispiele herauszugreifen. Zugrunde liegen hier nach chinesischer Auffassung energetische Ablagerungen trüben Charakters in bestimmten Funktionskreisen, die normale Energieströme behindern.

"Trübes"! Tatsächlich geht es um Trübungen der Säfte des menschlichen Körpers. Wie kommt es dazu? Die traditionelle Lehre sagt: Aller Schleim entsteht aus Trübem, aus pathologischer Feuchtigkeit, die immer aufgrund einer Fehlfunktion der Mitte (orbis lienalis) entsteht. Aus dem Nahrungsbrei und aus zugeführten Getränken bleibt Unverwertetes, Ungeklärtes im System liegen. Dieses Trübe verdichtet sich, kondensiert zu Schleim und sinkt ab in die Körperflüssigkeiten (Jin, Ye). Dort akkumuliert es und behindert den Fluß der Säfte, wie ein Fluß, der versandet, sich selbst staut oder in seinem Lauf abgelenkt wird. Schließlich beeinträchtigt dies auch das Blut, das in permanentem Austausch mit den Körperflüssigkeiten steht, durch diese verdünnt wird und damit seine Fließeigenschaften verbessert. So führen Schleimansammlungen letztlich regelmäßig zu Stasen im Fluß der Körpersäfte und schließlich zur Verunreinigung und zu Stockungen des Blutes.

Eine Patientin, 38 Jahre, mit chron. Bronchitis und chron. rezidivierenden Sinusitiden zeigte mir diese ihre Zunge (Bild 1). Sie ist gewaltig verdickt als Zeichen für viel pathologische Feuchtigkeit im Inneren (Eine ziemlich normale Zunge als Kontrast dagegengestellt- Bild 2!). Die blau-purpurne Verfärbung zeigt den eingetretenen erheblichen Säfte- und Blutstau, der sich in diesem Fall in Schwunglosigkeit und Beinvenenvarizen äußerte.

Wie kommt man an so eine Zunge?

Erlauben Sie mir eine bildliche Darstellung: Wenn der Organismus nicht in der Lage ist, Trübes primär perfekt zu entsorgen, so macht er es wie die Müllabfuhr. Erst einmal wird der Müll im Müllwagen ordentlich komprimiert - was der Kondensation von Feuchtigkeit zu Schleim entspricht - dann wird der Müll aus der Stadt rausgefahren und auf eine Deponie gebracht. Genau das macht der Mensch auch. Er bringt den stofflichen Ballast raus aus dem Zentrum, raus aus der Mitte, weg in die Peripherie. Das beliebteste "Gefäß für den Schleim" - wie die alten Texte sagen - ist der Lungenfunktionsbereich. Chron. Sinusitiden, chron. rezdivierende Bronchitiden mit viel Schleimproduktion sind Zeichen solcher Deponiebildungen im Lungenbereich. Öfter sehe ich in meiner Praxis Patienten, bei denen diese Deponie im Lungenbereich permanent überquillt, d.h. ständig besteht eine Schleimproduktion im Rachen. Meistens ist der Zugang jedoch geschlossen, so daß es eines Infektes oder der gezielten Intervention mit chinesischen Arzneimitteln bedarf, um dem Schleim einen Zugang zur Schleimhaut zu schaffen, ein Zugang, der in Wirklichkeit der Ausgang ist.

Tatsächlich handelt es sich bei den teils immensen Schleimproduktionen um eine Entlastung, eine Befreiung des Organismus von störendem Ballast. Anders als bei der Mülldeponie vor der Stadt gibt es hier ökologische Hoffnung. Es ist quasi ein sinnvolles Programm des Organismus: Schleimbildung aus pathologischer Feuchtigkeit mit dem Ziel die Bürde über die Schleimhäute loszuwerden. Die chinesische Medizin unterstützt dies gezielt, indem sie Mittel benutzt, um dem Schleim an die Schleimhäute zu helfen, um ihm unter kontrollierten Bedingungen einen Abgang zu verschaffen. Oft genug ist dieser nämlich recht riskant. Die Nasennebenhöhlen haben zu kleine Abflußlöcher, die Mandeln tiefe Krypten, die verstopfen können, die Mittelohrschleimhaut hat das Trommelfell davor und die Bronchien sind so verästelt, daß schon mal was steckenbleibt. Das ist auch der Grund, warum die westliche Medizin "Triumphe" feiert, wenn es gilt, gefährliche, d.h. grüne, gelbe oder eitrige Schleimproduktionen zu stoppen. Wenn jemand aber ständig antibiotisch behandelt wird, erstickt man damit sein Versuch, oben beschriebenen Ballast loszuwerden. Mit der Zeit lernt der Mensch dann: hier geht es nicht raus. Wenn er hartnäckig ist, versucht er es an einer anderen Schleimhaut, z.B. mit einer Colitis. Wenn das mit Azulfidine und Cortison geblockt wird, bleibt nur noch die Deponierung unter der Haut oder im Innern der Funktionsbereiche mit der Folge von blockierten vitalen Funktionen, Knoten, Steinen und Gewächsen. Bei bestimmter Disposition wird auch die Haut als Ausgang gesucht, was mit Ekzemen und eitrigen Bläschenbildungen bezahlt wird. Die Ausleitung über die Haut, die auch mancher Naturheilkundler gerne sieht und ggf. provoziert, gehört in der traditionellen chinesischen Medizin, entsprechend dem geschilderten Verständnis, nicht zu den therapeutischen Verfahren. Wir haben Mittel und Wege, den Ausleitungsweg über die Schleimhäute zu fördern und haben es einfach nicht gut genug gemacht, wenn eine Schleim-Ausleitung in die Haut gerät.

Alle Mülldeponien werden auf die Dauer problematisch. Die Deponie gärt, fängt an zu kokeln und wenn ein Sturm hineinbläst kann das Feuer schon mal auflodern. Im Menschen sieht das so aus: Blockierender Magenschleim z. B. verursacht Bauchschmerzen und Übelkeit, begleitet von Schweißausbrüchen und Fieber, wie bei dem Kind, dessen Zunge sie hier sehen (Bild 3). Auslöser waren hier rezidivierende Infekte mit häufiger Antibiose auf der einen Seite und ungesunde Ernährung auf der anderen.

Bei diesem älteren (Bild 4) Menschen bestehen Schleimverstopfungen des Magens mit Völlegefühlen und als Symptom der hochlodernden Hitze schmerzhafte Zahnfleischentzündungen.

Hier (Bild 5) hat bei einem Alkoholiker feuchte Hitze und heißer Schleim Defekte ins Yin gebrannt, daher die tiefen Risse und Furchen. Die Purpurfärbung zentral mit Belagverdünnung erklärt sich durch aktuelle Hitze, die sozusagen den Belag wegbrennt.

Doch zurück zum Mülldeponiebild! Nach langem Bestehen einer Deponie entstehen oft hochtoxische chemische Verbindungen, sickern durch den Boden der Deponie und gefährden schließlich das Grundwasser. Dem entspricht im Menschen das Auftauchen von toxischen Giften mit Hitze im Blut. Klinisches Äqivalent wären z.B.Schleimknoten, wie etwa in der Schilddrüse oder in der Brust, die maligne entarten oder etwa eine Schilddrüsenüberfunktion verursachen. Diffuse Ablagerungen in den Funktionskreisen können durch das Entwickeln toxischer Hitze z.B. zu Haarausfall oder aggressiven Neurodermitisformen führen.

Neben der Entstehung von Schleim als Möglichkeit des Organismus trübe Energien zu konzentrieren, zu verschieben und ggf. sogar auszuleiten entsteht Schleim aber auch noch bei allen energetischen Extremsituationen, insbesonders bei extremer Hitze, sogenannter Gluthitze(ardor). "....Phlegm easily combines with Fire, especially in chronic diseases. ....Phlegm is so frequently associated with Fire that there ist a saying in Chinese Medicine: Phlegm is a substantial form of Fire and Fire is a non-substantial form of Phlegm" (Macioccia, The Foundations of Chin. Med., S. 299).

Gluthitze findet sich besonders häufig als Komplikation von äußeren Affektionen, besonders aber bei Windhitze und bei schädigender Kälte, die gerne und manchmal extrem schnell in ihr genaues Gegenteil, in Glut umschlägt. Die entstehende Glut verkocht die Säfte bis nur noch denaturierte Inhaltsstoffe als stofflicher Ballast übrig bleiben. Eine Trübung der Säfte, wie oben beschrieben, ist in diesen Fällen nicht der Motor der Störung, würde aber zu einer Intensivierung der Schleimbildung führen.

Erst wenn Gluthitze über längere Zeit oder mit extremer Heftigkeit Säfte zu Schleim kondensiert hat, wird dieser Schleim pathologisch relevant, so daß sich dann Glut und Schleim zu 2 Seiten einer Medaille auswachsen, wie in oben zitiertem "chinese saying" beschrieben wird.

Ein Zustand nach Windhitze mit Glutentwicklung zeigt Bild 6, eine Frau mit Zustand nach Meningokokkenmeningitis und daraus resultierenden Störungen der Blasenfunktion.

Die nächsten 3 Zungenbilder zeigen Kälteaffektionen, die in Glut umgeschlagen sind, und die im ersten Fall( Bild 7 ), einem 8 jährigen Kind, zur Schleimbelastung des Funktionskreises Magen geführt haben. Hauptsymptome waren: Infektanfälligkeit und bei jedem Infekt Übelkeit, Bauchschmerzen und Appetitlosigkeit, sowie das Auftreten dieser wie ausgestanzt wirkenden belaglosen Flecken. Mit leicht kühlenden und gleichzeitig Kälte auflösenden Rezepturen ließen sich die Infekte zunehmend besser überstehen. Die Zunge normalisierte sich schließlich völlig und es gab wieder normale Schnupfen ohne nennenswerte Zungenveränderungen.

Im zweiten Fall (Bild 8) bestand seit 5 Jahren ein Asthma bei einer 33 jhr. Frau. Ursache war eine echte Erkältung, die in Glut umgeschlagen war mit der ständigen Produktion von gelbem Schleim. Der Versuch einer Ausleitung ausgehend von einem Ballastproblem wie oben geschildert, brachte keine wesentliche Verbesserung. Die Schleimproduktion hörte einfach nicht auf. Erst nach einer Lösung des Kälteproblems mit kombiniert heiß/kalten Rezepturen besserte sich die Schleimproduktion, der Schleim wurde hell und verlor sich schließlich, genau wie das Asthma, unter weitgehender Normalisierung der Zunge.

Im dritten Fall zeigte mir eine 60jhr. Asthmatikerin diese Zunge (Bild 7). Neben dem Asthma bestand ein Endogenes Ekzem, erhebliches Übergewicht und eine Struma nodosa. Hier überlagerten stoffliche Altlasten eine alte, aus der Kindheit stammende Kälte/Glut-Blockierung, die das Asthma ursprünglich bedingte. Die umschriebene rote oder purpurne Färbung der Zunge mit scharf ausgestanztem Belagsdefekt scheint mir auch hier an das Auftreten von Gluthitze mit nachfolgender Schleimbildung gebunden zu sein. Die Gedunsenheit und Verdickung der Zunge mit livider Verfärbung der Randzonen zeigt die quantitative stoffliche Belastung der Säfte mit Feuchtigkeit und Schleim und der dadurch im Verlauf eingetretenen Stockung der Säfte und des Blutes.

Diese Frau hat also auf beiden geschilderten Wegen Schleim entwickelt, zum einen als Folge eines alten blockierenden Faktors, zum anderen als Endprodukt einer Säftetrübung. Kräftige Rezepturen mit dem Ziel der Schleimausleitung sind in solch extremen Fällen bei fortgeschrittenem Alter durchaus gefährlich. Mit minimalen Impulsen zur Schleimbeseitigung, einer leichten Kühlung und gleichzeitig vorsichtig dosierter Erwärmung ließ sich jedoch auch in diesem Fall noch eine - verständlicherweise begrenzte - Besserung der Beschwerden erzielen.

Hierzulande sind Schleimprobleme von überragender Bedeutung und haben eine spezielle Qualität, die sich aus der oft immensen angesammelten Quantität ergibt. Das liegt sicher zum einen an der zu reichlichen, zu ungesunden Ernährung und an dem Übermaß an Genußmitteln, sowie den klimatischen Belastungen durch feuchtes Wetter, aber zum anderen auch an der Behinderung körpereigener Reinigungsvorgänge. Dazu kommt noch das Wegdrücken von akuten äußeren Affektionen nach Innen durch die symptomatische Behandlung seitens der westlichen Medizin.

Das Bemühen unserer Arbeitsgruppe ist nicht zuletzt darauf gerichtet, reproduzierbare Rezepturen und Strategien zur Schleimbehandlung für unsere stark belasteten europäischen Patienten zu entwickeln. Diese im Detail zu besprechen, sprengt den Rahmen dieser Vortragstagung. Worauf es grundsätzlich ankommt, hoffe ich jedoch vermittelt zu haben.